
Hund oder doch eher eine Kuh? Sobald der Frühling kommt und du mit deinem Vierbeiner einen Spaziergang machst oder ihn in den Garten lässt, kann es dazu kommen, dass er am saftig grünem Grass nascht – das ist ganz normal. Sollte dein Hund allerdings auf der Wiese doch eher einer Kuh gleichen, so solltest du sein Verhalten näher unter die Lupe nehmen.
Was es mit dem Gras essen auf sich hat, in welchem Maße, das normal ist und wann du dir wirklich ernste Gedanken über das Essverhalten deines Hundes machen solltest, erklären wir in diesem Beitrag. Zudem geben wir dir ein paar wertvolle Tipps mit, wie du dich in solchen Situationen verhalten solltest.
Das Wichtigste in Kürze
- Gras fressen ist etwas ganz natürliches und normales bei Hunden. Hunde kontrollieren mit dem Verzehr von Gras ihre Verdauung und nutzen dieses oftmals als Brechreiz, um den Magen von Schadstoffen zu reinigen.
- Gras hat seine positiven Effekte, ist aber auch nicht ganz harmlos. Ein übermäßiger Konsum von Gras kann für Hunde gefährlich werden und eventuell ein Anzeichen für bestimmte Krankheiten sein.
- Komplett verbieten sollte man den Verzehr von Gras bei Hunden nicht. Allerdings gibt es ein paar Dinge auf die man als Besitzer achten sollten. Zudem kann man mit einigen Tipps den Graskonsum seines Hundes gut kontrollieren.
Hintergründe: Was du über die Ursachen wissen solltest
Hunde sind genau wie wir Menschen, alle unterschiedlich und zeigen auch unterschiedliche Bedürfnisse auf. Ebenso könnte es auch verschiedene Ursachen haben, warum dein Hund Gras frisst und vor allem wie viel er davon isst. Im Folgenden wollen wir dir die Gründe zum Graskonsum deines Hundes näher erklären.
Warum isst mein Hund Gras?
Du solltest also nicht gleich in Panik verfallen, wenn dein Hund beim Spaziergang an etwas Gras nascht – das ist an sich erst einmal unproblematisch (1).
Eine Vermutung ist, dass das Gras deinem Hund einfach sehr gut schmeckt, wie eine Art Gemüsebeilage. Einer Studie zu Folge kann Gras sogar als natürliche Nahrungsquelle angesehen werden.
In dieser Untersuchung aßen nämlich die Hunde, die bereits vorher schon etwas gegessen hatten, weniger Gras als die, die zuvor noch keine Nahrung hatten (1). Es gibt allerdings jedoch noch andere Ursachen, die wir dir im Weiteren erklären wollen.
Stress
Stress kann ein weiterer Auslöser dafür sein, dass dein Hund zum Gras schwenkt. So können beispielsweise Interaktionen mit anderen Hunden im Park oder Menschen auf Fahrrädern etc. einen Stressfaktor darstellen.
Auch solltest du darauf achten, dass dein Hund genügend Freilauf draußen bekommt, da eine eingeschränkte Umgebung oftmals die Hauptursache für Stress bei Haustieren ist (6). In solchen stressigen Situationen schüttet dein Hund Hormone aus, die die Produktion von Magensäure vermehren und den Blutzuckerspiegel senken.
Durch das Gras fressen soll der Blutzuckerspiegel ihres Hundes wieder leicht ansteigen, da die Gräser zuckerhaltige Stoffe enthalten und oftmals süß schmecken. Durch einen stabilen Blutzuckerspiegel wird dann letztendlich die Nervosität bzw. das Stresslevel deines Hundes gesenkt.
Zusätzlich soll auch die Kaubewegung beim Verzehr des Grases eine sehr beruhigende Wirkung auf das Tier haben. Wenn du allerdings merkst, dass dein Hund sehr große Mengen an Gras verzehrt, kann dies ernsthafte Signale für psychische und verhaltensbedingte Störungen sein (6).
Langeweile
Ein weiterer nicht biologischer Grund ist Langeweile. Wenn du mit deinem Hund mehrmals täglich dieselbe Gassi-Strecke gehst, dann hat er höchst wahrscheinlich schon jede Ecke und jeden Winkel ausgekundschaftet – und seien wir mal ehrlich, selbst wir wären gelangweilt.
Deshalb wird der Spaziergang für deinen Vierbeiner etwas aufregender bzw. etwas abwechslungsreicher, wenn er Gras frisst. Das Kauen ist nicht nur eine gefundene Beschäftigung für ihn, sondern auch noch ein leckerer Snack.
Magenschmerzen
Ein weiterer Grund kann sein, dass dein Vierbeiner an Bauch- oder Magenschmerzen leidet. Das Gras fressen dient dabei als ein natürlicher Reflex. Kurz gesagt reinigt das Gras den Magen deines Hundes. Die Grashalme kitzeln nämlich den Hals des Hundes und führen somit zum Erbrechen (5).
Wenn dein Hund also etwas Falsches gegessen hat oder wenn ihm eine Nahrung oder ein Leckerli schwer im Magen liegt, dann benutzt er das Gras als Brechmittel. Dein Hund sucht quasi einen natürlichen Weg, um sich selber von den Schmerzen zu heilen. Zusätzlich nutzen Hunde das Gras als Brechmittel um Knochenreste oder Haare etc. aus dem Magen auszuscheiden.
Allerdings wurde diese Theorie wissenschaftlich noch nicht ausreichend genug analysiert. So behaupten Gegenstudien, dass nur rund 9 % der untersuchten Hunde vor dem Verzehr von Gras wirklich krank waren bzw. Schmerzen aufzeigten, und nur 22 % der Hunde nach dem Verzehr erbrechen mussten (2).
Nichtsdestotrotz, können Hunde unterschiedliche Symptome aufzeigen, die in Verbindung mit dem Verzehr von Gras auftreten können.
Welche Symptome kann mein Hund aufzeigen?
- Unlust beim Spazieren
- Übelkeit
- Blähungen
- Gekrümmte Bewegung
- Unruhiges Verhalten
- Erbrechen
- Durchfall
- Schleim
Die drei letzten Symptome wollen wir uns im Weiteren etwas näher anschauen und dir erklären, auf was du genau achten solltest.
Erbrechen
Wie bei allen anderen Symptomen gibt es auch beim Erbrechen nicht den einen Grund bzw. die eine Ursache. Dass sich dein Hund übergibt, kann beispielsweise an Allergien, an Stress, an verdorbenem oder unverträglichem Futter sowie an schmutzigem Wasser liegen (8).
Besonders beim Erbrechen bedienen sich Hunde gerne am Gras um die schädlichen Stoffe direkt und schnell aus ihrem Organismus zu entsorgen. Daher ist das Erbrechen, nachdem dein Hund Gras gegessen hat völlig normal und du solltest es ihm auch nicht verbieten, da es für ihn einfach eine Art Abwehrmechanismus ist.
Allerdings solltest du darauf achten, wie oft sich dein Hund erbricht. Ein zu häufiges Erbrechen kann nämlich zur Dehydration führen und somit sehr gefährlich für deinen Hund werden (8).
Durchfall
Neben dem Erbrechen, der durch das Gras fressen ausgelöst werden kann, kann es beim Hund auch zu Durchfall kommen. Das Gras fressen hat dabei keinen wirklich direkten Einfluss. Allerdings könnte dein Hund durch das Gras Düngemittel mit aufgenommen haben oder durch mitgegessene Giftpflanzen vergiftet worden sein (9).
Der Durchfall kann aber auch noch andere verschiedene Ursachen haben. So kann dein Hund beispielsweise zum einen an Magenschmerzen leiden oder etwas Falsches gegessen haben, zum anderen kann er allerdings auch an Stress leiden oder sogar von Parasiten befallen sein.
Beim Durchfall handelt sich dabei um weichen und flüssigen Kot, wessen Ausscheidung der Hund oftmals nicht kontrollieren kann (9).
Schleim
Oftmals kann es auch dazu kommen, dass Hunde einen gewissen Schleim erbrechen, dieser kann weiß oder gelb sein. Solch ein schleimiges Erbrechen ist ein Anzeichen an einer Überproduktion von Salzsäure im Magen des Hundes. Die Hunde fressen daher gerne Gras, um ihren Magen zu entleeren, und somit ebenfalls die übermäßige Salzsäure.
Was fehlt meinem Hund?
- Proteine
- Kohlenhydrate
- Gemüse
- Öl
Gründe, warum dein Hund Gras frisst könnten sein, dass der Anteil an Proteinen und Kohlenhydraten deutlich zu hoch ist, während der Gemüseanteil zu gering ist. Bei fehlenden Ballaststoffen, wie eben dem Gemüse, kann es schonmal sein, dass sich dein Hund am Gras bedient. Dadurch versucht er nämlich dieses Defizit auszugleichen.
Auch kann es sein, dass dein Hund nicht nur das Gras frisst, sondern auch die Erde. Dies kann dann wiederum auf einen Nährstoffmangel hindeuten. Durch die enthaltenen Mineralien in der Erde kann der Hund diesen Mangel und seine übermäßige Magensäure ausgleichen.
Ist Gras essen gefährlich für meinen Hund?
Gras in großen Mengen könnte zu ernsthaften Entzündungen und Erkrankungen deines Hundes führen. Wenn du also merkst, dass er Gras büschelweise frisst und dieses kaum noch zerkaut, dann solltest du dir Gedanken machen und im besten Fall den Tierarzt informieren.
Durch solch einen exzessiven Konsum kann es nämlich dazu kommen, dass das Gras wie ein Fremdkörper wirkt. Er kann zu Verdauungsproblemen und Verstopfungen des Darms führen. Ebenso kann es sein, dass im Erbrochenem oder im Kot Blut zu finden ist. In solchen Fällen solltest du mit deinem Hund unbedingt zum Tierarzt gehen.
Des Weiteren kann das Gras fressen für deinen Hund gefährlich werden, wenn es mit Pestiziden oder anderen Unkrautvernichtungsmitteln bestreut ist.
Diese können der Gesundheit deines Vierbeiners sehr schaden. Außerdem befinden sich besonders im Frühling verschiedene Pflanzen und Blumen auf den Wiesen, viele von diesen sind allerdings sehr giftig für deinen Vierbeiner. Wenn du dir also nicht sicher bist, ob dieses Gras verseucht oder gewisse Blumen giftig sind, dann halte deinen Hund lieber von solchen Wiesen fern.
Welche Krankheiten könnte mein Hund haben?
Du kannst deinem Hund bei solchen Entzündungen und Bauchschmerzen erste Hilfe mit Schmerzmitteln verschaffen. Allerdings entstehen diese Entzündungen meist durch einen Virus oder Bakterien, und sollten durch verschriebene Medikamente des Tierarztes behandelt werden.
Ebenso kann es zu einem Parasiten-Befall kommen wie beispielsweise Giardien oder Lungenwürmer. Diese werden mit dem Gras fressen aufgenommen. Dabei spielt es keine Rolle, ob dein Hund eine ganze Wiese wegfrisst oder nur einen Grashalm, wenn das Gras mit diesen Parasiten infiziert ist, werden sie indirekt deinen Hund infizieren.
Letztendlich, und das ist mit Abstand die gefährlichste Krankheit, kann es sich bei deinem Hund auch um eine Magendrehung oder einen Darmverschluss handeln. In solchen Fällen solltest du sofort in eine Tierklinik fahren. Es kann nämlich sein, dass bei einem exzessiven Graskonsum, dieses operativ entfernt werden muss.
Hund frisst Gras: Was du dagegen tun kannst
Wie wir es schon erwähnt haben, ist das Gras fressen etwas ganz Normales für deinen Hund. Vorausgesetzt er isst es in Maßen. In diesem Abschnitt des Beitrags wollen wir dir allerdings einige Tipps und Tricks geben, wie du den Graskonsum deines Hundes effektiv kontrollieren kannst.
Hund frisst Gras: Hausmittel
Mithilfe verschiedener Hausmittel kannst du das Interesse deines Hundes an Gras beim Spaziergang verringern (4). So kannst du zum einen seine Ernährung etwas umstellen.
Du könntest beispielsweise in den Speiseplan mehr Ballaststoffe wie Gemüse integrieren. So kannst du deinem Hund ab und an eine Möhrensuppe machen oder Leinsamen und Flohsamenschalen zum Essen hinzugeben (9). Beachte allerdings bei einer Ernährungsumstellung, dass du dies langsam und in Maßen umsetzt, um den Magen deines Vierbeiners nicht zu überlasten.
Wenn dir auffällt, dass dein Hund einen empfindlichen Magen hat und daher öfter Gras frisst, kannst du zusätzlich seine Essensportionen über den Tag hinweg besser verteilen (8). So kannst du deinem Hund 3 bis 6 kleine Mahlzeiten pro Tag anbieten.
Laut einigen Behauptungen kannst du deinem Hund auch bestimmte Nahrungsergänzungsmitteln verabreichen. So kannst du mithilfe der heilenden Wirkung verschiedener Wildkräuter, Heilerde, Teufelskralle oder Ulmenrinde die Verdauung deines Hundes unterstützen.
Hund frisst Gras: Alternativen
Neben der Ernährung kannst du den Graskonsum deines Hundes auch noch anders kontrollieren. Wie wir es zuvor erklärt haben, fressen Hunde Gras aus verschiedenen Gründen. Zwei von diesen Gründen waren Stress und Langeweile.
Mithilfe von Spielzeug kannst du diese Ursachen beseitigen. Heutzutage gibt es eine vielfältige Auswahl an diversem Hundespielzeug, welches du ebenso gut auf einen Spaziergang mitnehmen kannst.
Zusätzlich kannst du solch ein Hundespielzeug auch einfach selber zu Hause basteln. Mit dieser Option kannst du den Gassi-Gang für deinen Hund aktiver und abwechslungsreicher gestalten, sodass er gar nicht erst auf den Gedanken kommt am Gras zu naschen.
Nichtsdestotrotz, ist ein mäßiger Konsum von Gras wichtig für die Verdauung und Gesundheit deines Lieblings. Wenn du allerdings nicht möchtest, dass dieser das Gras auf fremden Wiesen frisst, kannst du deinen Garten zu einer richtigen Grasquelle für deinen Hund gestalten.
Achte dabei, dass der Rasen nicht zu kurz ist, da dies für deinen Hund schwieriger zu essen ist (1). Solltest du in einer Wohnung leben, kannst du deinem Hund auch sogenanntes Katzengras anbieten.
Hund frisst Gras: Weitere Tipps
In der folgenden Tabelle haben wir dir noch ein paar weitere Tipps aufgelistet und dir erklärt, warum es wichtig ist, diese zu beachten:
No-Go | Warum? |
---|---|
Kein Gras in Stadt und Straße | Oftmals ist das Gras in Städten oder an Straßenrändern mit Schadstoffen kontaminiert, wie beispielsweise von Autoabgasen. |
Kein Gras am Rande von Feldern | Auch hier ist das Gras mit verschiedenen Pflanzenschutzmitteln oder Dünger konzentriert. |
Keine scharfkantigen Gräser | Harte und scharfe Gräser oder Blätter, wie beispielsweise Mais, können die Maul- und Speiseröhre-Schleimhaut schädigen. |
Wenn du diese Tipps beachtest und deinen Hund von solchen Gräsern fernhältst (7), kann deinem Liebling nichts Krankheitserregendes passieren.
Fazit
Die Gründe warum Hunde Gras fressen, unterscheiden sich von Hund zu Hund. Eines ist aber klar – es ist etwas ganz Normales. Oftmals essen Hunde Gras einfach, weil es ihnen schmeckt oder sie ihre Verdauung auf ihre Art und Weise ankurbeln möchten. Du solltest dir dabei keine Sorgen machen und es auch nicht verbieten.
Sollte dein Hund allerdings immer regelmäßiger und in einem hohen Maße Gras fressen, solltest du einschreiten und im besten Fall deinen Tierarzt kontaktieren. Es könnte nämlich sein, dass dein Liebling ernsthafte Schmerzen hat oder sogar krank ist.
Bildnachweise: Unsplash / Ron Fung
Einzelnachweise (10)
1.
Mckenzie, Samantha & Brown, Wendy & Price, Ian. (2007). Grass eating patterns in the domestic dog, Canis familiaris. Recent Adv Nutr Aust. 15.
Quelle
2.
Sueda, Karen & Hart, Benjamin & Cliff, Kelly. (2008). Characterisation of plant eating in dogs. Applied Animal Behaviour Science - APPL ANIM BEHAV SCI. 111. 120-132. 10.1016/j.applanim.2007.05.018.
Quelle
3.
Hart, Benjamin. (1988). Hart, B. L. Biological basis of the behavior of sick animals. Neurosci. Biobehav. Rev. 12, 123-137. Neuroscience and biobehavioral reviews. 12. 123-37. 10.1016/S0149-7634(88)80004-6.
Quelle
4.
Okamoto, Yuta & Ohtani, Nobuyo & Uchiyama, Hidehiko & Ohta, Mitsuaki. (2009). The Feeding Behavior of Dogs Correlates with their Responses to Commands. The Journal of veterinary medical science / the Japanese Society of Veterinary Science. 71. 1617-21. 10.1292/jvms.001617.
Quelle
5.
Daniel Mills Debbie Horwitz Emily Levine Gary Landsberg (2005). Current Issues and Research in Veterinary Behavioral Medicine: Papers Presented at the 5th International Veterinary Behavior Meeting. Purdue University Press.
Quelle
6.
2010 European Veterinary Behaviour Meeting (2010). Hamburg, Germany
Quelle
7.
Benjamin L. Hart: Why do dogs and cats eat grass? (2008). Veterinary Medicine; 648 – 649.
Quelle
8.
Erbrechen beim Hund: Ursachen, Gefahren und Behandlung
futalis.de: Erbrechen beim Hund: Ursachen, Gefahren und Behandlung
Tierärztin Dr. Maria Hänse
Quelle
9.
Durchfall bei Hunden behandeln und vorbeugen
futalis.de: Durchfall bei Hunden behandeln und vorbeugen
Quelle
10.
Verdauungsprobleme beim Hund
futalis.de: Verdauungsprobleme beim Hund
Quelle